Cheating

Strategien für gesunden "Selbstbetrug"

Über gesundes Cheaten.

„Cheaten“ kommt vom gleichnamigen englischen Begriff, der „betrügen“ bedeutet. In unseren deutschsprachigen Breitengraden cheaten wir, wenn wir uns mal etwas zu essen oder trinken gönnen, das uns aus gesundheitlicher Sicht nicht gut tut. Das wäre dann also ein Betrug an uns selbst.

Ein solcher Selbstbetrug würde zunächst einmal voraussetzen, dass wir grundsätzlich auf eine gesunde Ernährung oder gar einen gesunden Lebensstil achten. Was schon mega gut wäre.


Nicht selten aber scheitert ein nachhaltig geführter, gesunder Life Style empfindlich am Cheaten. Also daran, sich auch mal etwas zu gönnen, das uns keine Gesundheitsbenefits bringt. Dafür aber Spaß, Genuss, Selbstbelohnung und das am liebsten in Gesellschaft.

Insbesondere in sozialen Situationen wie einem gemeinsamen Essen oder einer Feier stellt das Durchhalten eines gesunden Lebensstils eine ganz besonders große Herausforderung dar.

Aber auch mal alleine auf der Couch oder zu zweit mit dem Partner scheint cheaten können, ein absolutes Grundbedürfnis von uns Menschen zu sein. Nimmt man es uns - oder wir uns selbst - wird es exponential begehrenswerter für uns.

Da hilft nur eins: Cheaten. Und das gesund. Wie das gehen soll? Meiner Erfahrung nach gibt es vier grundlegende Strategien des gesunden Cheaten:



1. Healthy Life Style Cheating


Hierbei handelt es sich mit Sicherheit um die anspruchvollste Strategie des Cheaten. Allein schon, weil es sich hier nicht wirklich um Cheaten handelt. So setzt diese Strategie doch voraus, dass wir auf alles gelernt Ungesunde komplett verzichten. Zucker und Alkohol sind nachhaltig verbannt, ebenso wie Getreide- und Milchprodukte. Süße Naschereien basieren auf natürlich süßen Dingen wie Trockenfrüchten und Honig. Spaghetti werden durch Zoodles ersetzt (mit dem Spiralschneider fabrizierte Zucchinistreifen). Und selbstgebrauter Kombucha ist das neue Feierabend-Bier. Um nur ein paar Beispiele einer durchaus spannenden, vielfältigen und auch leckeren Welt zu nennen.


Meine Empfehlung: Diese Strategie des Cheaten eignet sich hervorragend für kurze Etappen einer Selbstoptimierungsphase. Beispielsweise für 4 bis 8 Wochen Darmoptimierung oder gar für bis zu 12 Wochen Durchführung eines Autoimmunprotokolls zur Identifikation von Unverträglichkeiten. Für eine dauerhafte Umsetzung bedarf es eine riesige Portion an Überzeugung und Disziplin.



2. Healthy Substitution Cheating 


Diese Strategie des Cheaten ist nicht so weit vom Healthy Life Style Cheating entfernt. Oftmals sind die Übergänge hier fließend. Letztendlich wird sich hierbei aber mehr auf Speisen und Getränke fokussiert, die bekannte Cheat-Produkte auf gesunde Weise ersetzen können. Schokoriegel sind aus 85%-Kakao-haltiger Rohschokolade gebastelt, Milchprodukte aus Mandel- oder Kokosmilch, Nudeln aus Buchweizenmehl, Brot aus Sauerteig und Kuchen wird aus Nussmehlen gebacken. Apropos Backen: bei so gut wie jedem Rezept lässt sich meiner Erfahrung nach das Weizenmehl 1:1 durch Maniokmehl und der Zucker durch Kokosblütenzucker ersetzen.


Meine Empfehlung: Diese Strategie des Cheaten ist in jedem Fall einen Versuch wert. Es kann sehr viel Spaß machen, die bekannten Speisen und Getränke durch das Ersetzen der ungesunden Zutaten neu zu erfinden. Und lecker sind diese in der Regel auch. Wenn nicht sogar leckerer. Vorsicht aber bei gekauften Fertigprodukten! Hier sollte unbedingt die Zutatenliste berücksichtigt werden. Nicht selten ist eine Mandelmilch oder ein Gluten-freies Brot mit so viel Zusatzstoffen bedacht, dass die ursprüngliche Form am Ende sogar als gesünder einzustufen wäre. 



3. Healthy Selective Cheating


Beim Selective Cheating werden aus herkömmlichen Speisen und Gerichten die gesunden Komponenten ausgewählt und die ungesunden weggelassen. Diese Strategie des Cheaten kommt vor allem den sozialen Anlässen entgegen, bei denen wir mit anderen Menschen Essen gehen oder zu solchen Anlässen eingeladen werden. Auf der Speisekarte suchen wir uns beispielsweise eher den Salat mit Essig-Öl-Dressing aus oder eine Fisch- oder Fleischspeise mit Gemüse und ohne Pommes, Nudeln o. ä. Unkomplexen Kohlenhydraten. Sind wir bei jemandem zum Essen eingeladen oder sind wir mit der Situation auch innerhalb der eigenen Familie konfrontiert, mehrere Geschmäcker unter einen Hut bekommen zu müssen, denken wir umso mehr in modular einzusetzenden Essenskomponenten. Klassische Gerichte, die aus einer Protein-haltigen und einer Gemüse-Komponente sowie einer komplex-Kohlenhydrate-lastigen, sogenannten Sättigungsbeilage bestehen, eignen sich hierfür ebenso gut wie die moderne Form der Bowl-Gerichte.


Meine Empfehlung: Selective Cheating eignet sich sehr gut für Essenssituationen, bei denen wir mit unserem gesunden Anspruch weitestgehend alleine dastehen. Diese Form sollte aber meiner Erfahrung nach mit dem Substitution Cheating kombiniert werden. Andernfalls ist die Gefahr sehr hoch, nicht ausreichend oft wirklich gesunde Gerichte zu sich nehmen zu können.



4. 80/20 Cheating


Dieser Form des Cheaten liegt die bekannte 80/20-Regel zugrunde. Hierauf angewendet besagt diese, sich 80% der Woche gesund zu ernähren und auf alles Ungesunde zu verzichten. 20% der Woche darf gegessen und getrunken werden, was man möchte. Die wichtige Voraussetzung hierbei ist, dass dieses trotzdem in Maßen geschieht und mit Genuss. Der Burger, die Pasta, die Pizza und der Ben&Jerry-Eisbecher werden ganz bewusst wahrgenommen und verzehrt. Nicht verschlungen. Und nicht mit schlechtem Gewissen.


Meine Empfehlung: Diese Strategie des Cheaten steht in zwanghafter Kombination mit dem Substitution Cheating und kann daher gut funktionieren. 

Die zwei Voraussetzungen für eine reibungslose Funktionsweise sind aber die folgenden: Du solltest Dich rundum gesund fühlen. Und Du solltest eine grundsätzlich gesunde Ernährung schon für Dich etabliert haben und nicht mehr zu Rückfälligkeiten neigen. Das Risiko ist hierbei nämlich sehr hoch. Ein Wochenende mit Essen und Trinken über alle Stränge geschlagen und schon wird mit Beginn der Woche alles Gesunde in Frage gestellt. 

Gleichzeitig ist die Chance aber hoch, dass wir gerade deswegen am Ball bleiben und uns nachhaltig gesund ernähren können, weil wir auf nichts grundlegend verzichten müssen.

Wie so oft im Leben gilt es, Chancen und Risiken genau gegeneinander abzuwägen.

Probiere Dich gerne entlang der vier Cheating-Strategien aus.

Das benötigt zu Beginn sicherlich einiges an Vorbereitungs- und Umstellungsaufwand.

Je explorativer, neugieriger und freudiger Du an die Sache herangehst, desto leichter wird Dir dieser Prozess fallen.

Und je länger Du dran bleibst, desto selbstverständlicher wird es für Dich werden, gesund zu cheaten.


Falls Du Fragen hast oder auch die eine oder andere Rezeptempfehlung benötigst, melde Dich gerne bei mir.